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Ihr Wegweiser in Kulturfragen

Die Heilquelle von Bordelum

Von: Dr. Katrin Schäfer - Sep• 23•11

Am Fuße des Stollbergs, der mit knapp 44m wohl größten Erhebung in Nordfriesland, entspringt  auf der „Brunnenkoppel“ der Bordelumer Kirchengemeinde die sogenannte heilige Quelle.

Blick vom Stollberg Richtung Halligwelt

Die Gegend um den Stollberg ist seit der mittleren Steinzeit besiedelt, weitere Siedlungsreste und Funde stammen aus der Jungsteinzeit und aus der Eisenzeit. Und bereits die alten Friesen sahen in der eisenhaltigen Quelle eine Kultstätte.
Um das Jahr 1200 wurde die erste spätromanische Backsteinkirche errichtet, der weitere Kirchenbauten folgten.

Das Tor zur Quelle

Aber erst einige hundert Jahre später erinnerte man sich an die angebliche Wunderkraft des Quellwassers. Um 1770 würden die ersten Gerüchte um Heilungen laut, aber erst zwischen 1808 und 1810 erlebte die Quelle einen Ansturm von Gläubigen, die kamen, um geheilt zu werden. Bordelum wurde zu einem kleinen „Lourdes des Nordens“. Sogar bis nach Altona wurde das wundertätige Wasser verkauft. Heilerfolge durch Trinken oder durch äußerliche Anwendungen blieben aber unbewiesen und sind allenfalls auf Placeboeffekte zurückzuführen. Und so hielt der Boom nicht lange an: bereits 1811 wurden die Besucher immer weniger und blieben schließlich ganz aus.
Die Anziehungskraft dieses Ortes aber bleibt, das mag an seiner Geschichte liegen, vielleicht auch an der ungewöhnlichen Wasserfärbung. Die Farbe des Quellwassers nämlich, die ins Ocker bis Rostrot spielt, rührt von den Eisenerzen her, die im gesamten Gebiet als sog. Raseneisenerz vorkommen.

Das eisenhaltige Quellwasser

Mit seiner fast ganzjährig konstanten Temperatur  erscheint das Quellwasser zudem erstaunlicherweise im Winter warm und im Sommer erfrischend kühl, ein schlichter geologischer Effekt, der aber in grauen Vorzeiten sicherlich mystisch anmutete.
Die Quelle ist heute ein archäologisches Denkmal; das Wasser sollte man zwar nicht mehr trinken, da es laut Analysen zu hohe Ammonium- und Nitratwerte aufweist, aber dennoch hat dieser Ort inmitten des Naturerlebnisraumes Stollberg nichts von seiner beinahe mystischen Atmosphäre verloren.

Der Platz um die Quelle

Der idyllische Platz strahlt Ruhe und Besinnlichkeit aus und ein Besinnungsweg mit biblischen Zitaten, der rund um die Brunnenkoppel führt, lädt zum Innehalten und Nachdenken ein.

Tafel des Besinnungspfades

Anfahrt:
B5 Richtung Niebüll; nach Bredstedt die nächste Abfahrt links Richtung Dagebüll/Schlüttsiel/Bordelum; in Ost-Bordelum dem Hinweisschild „Kirche“ (rechts) folgen. Vor der Kirche lädt ein großer Platz zum Parken ein. Dem Weg nach links in Richtung West-Bordelum folgen, dann stößt man auf die Quelle.

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2 Kommentare

  1. Dr. Katrin Schaefer sagt:

    Danke für den interessanten Kommentar!
    Eine Erkundung der Gegend hier lohnt sich auf jeden Fall.
    Ich empfehle noch den Schobüller Wald, und zwar auf der Heide-Seite, dort, wo das Hügelgrab zu finden ist.
    Ich war dort auch schon mit Ruten unterwegs…
    Viel Erfolg beim Erkunden und berichte doch gelegentlich von deinen Ergebnissen!
    Schöne Grüße
    Katrin

  2. Olaf Söth sagt:

    Hallo Katrin…
    Du hast mein Interesse geweckt für diesen Ort.Ich bin im Übrigen u.a. Geomant und Rutengänger und kann sogar verschollene Orte wieder finden; d.h. ich kann die Energiestruktur von ehemaligen Gebäuden ,alten Wegen,Kultstätten etc. wahrnehmen.Deine Bilder + Text gefallen mir.Die mystische Atmosphäre ist mit Sicherheit keine Einbildung ,da an solchen Orten ,wie Du beschrieben hast,wo in nächster Nähe Steinzeitsiedlungen ,heilige Quellen,Kirchen lagen ,sich -aus meiner Erfahrung heraus- immer Sakrallinien befinden( besondere Energien,die u.a. immer durch die Apsis(Chor) alter Kirchen gehen).Selbst unter der jeweiligen Kirchenapsis lagen oft heilige heidnische Kultstätten.
    Heute habe ich in der Zeitung gelesen das u.a. Herr Siemer seine geomagnetische Prospektion im Schlosspark vorgenommen hat um das vormals dort evt. liegende Graukloster zu finden..Ich könnte mit Sicherheit den Platz finden (auch den Friedhof, nur mit Ruten) ohne magnetische technische Geräte.
    Schönen Dank das Du mein Interesse geweckt hast.Ich werde wohl bald mal die Gegend aufsuchen um mit meinen Ruten zu forschen.Vielleicht hat Herr Siemers ja auch Interesse an meiner “alternativen Prospektion” oder Du mit evt. gemeinsamen Projekten.
    Deine sonstigen Fotos und Aktivitäten,Projekte finde ich übrigens total toll…
    Mit herzlichen Grüßen olaf Söth